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Rixdorf - Eine Oase für Veganer?

von Bernhard Stelzl, "Richard", Quartiersmanagement Richardplatz Süd

Modeerscheinung, Lebensweg oder ein Beitrag zu einer nachhaltigen Produktionsweise? Vegan ist in und etabliert sich seit geraumer Zeit auch im Quartier. In der Regel ist die Rede von Menschen, die freiwillig auf alle tierischen Produkte verzichten. Sprich, kein Fleisch essen, aber auch keine Milchprodukte, Eier oder auch Honig. Vegan leben kann aber weit darüber hinausgehen, wie Patrick und Andreas vom Vegan-Kollektiv „Dr. Pogo“ erklären. „Für die Mitglieder des Kollektivs steht an erster Stelle, dass wir in einer Welt leben wollen, die ohne Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur auskommt“. Dieser Idee folgend, gründeten sie gemeinsam mit 9 weiteren Mitstreitern einen Veganladen, der seit Anfang des Jahres in kollektiver Selbstverwaltung am Karl-Marx-Platz betrieben wird. Im Laden selbst ist sichtbar, welche Produkte vegan sind und welche Lebensbereiche sie außer speziellen Lebensmitteln noch abdecken: Kosmetika, Tiernahrung, Haushaltsmittel, Bücher und Süßigkeiten. Gründe für diese Art der Lebensführung gibt es viele, da hat auch jedes Mitglied seine eigene Sicht, aber klar ist, dass die Herstellung dieser Produkte umweltschonender ist, als die übliche Massentierhaltung. So ist zum Beispiel die tierische Landwirtschaft eine der größten Wasserverbraucher. Andere stellen nicht nur den Umweltgedanken, sondern eben auch die Tiere selbst in den Vordergrund. Hier geht es darum, dass kein Lebewesen dem anderen dienen sollte. Folgerichtig sind die Produktionsbedingungen, d.h. die ethischen, sozialen und ökologischen Verhältnisse in denen etwas hergestellt wird, ein wesentlicher Aspekt der veganen Lebensweise.

Neugier und Ausprobieren

„Der aktuelle Zuspruch hängt sicherlich auch mit den zahlreichen Lebensmittelskandalen zusammen“, meint Patrick. Für viele sei es aber eben eine bewusste gesundheitliche Entscheidung, denn vegane Kost enthält deutlich mehr Ballaststoffe, aber weniger Fett, Cholesterin und Protein. „Aber wie gesagt, das Thema ist vielschichtig.“ Für „Dr. Pogo“ war die Entscheidung sich hier niederzulassen auch von einen positiven Umfeld geprägt, denn in Rixdorf hat sich schon eine kleine Szene etabliert. Wichtig ist, dass es sich nicht um eine exklusive Ansammlung von „Freaks“ handelt, der Austausch mit der Nachbarschaft ist den Betreibern ein wichtiges Anliegen. „Viele Leute kommen vorbei und schauen sich erst einmal nur um. Ich freue mich über neue Gesichter und interessierte Nachfragen“, schildert Andreas die ersten Begegnungen. Manchmal entwickelte sich ein Gespräch, „wichtig ist uns, dass wir auch Leuten mit weniger Geld einen Einkauf ermöglichen, deshalb bieten wir bei vielen Produktgruppen auch billigere Alternativen oder eben kleine Mengen an.“ Wer möchte, kann in einer kleinen Café-Ecke sitzen, probieren oder eben diskutieren. Für alle elf Mitglieder des Kollektivs ist es übrigens das erste Mal, dass sie einen Laden betreiben, ganz ohne Chef. Auch hier heißt es diskutieren, ausprobieren und machen.

Dr. Pogo
Karl-Marx-Platz 24
12043 Berlin
www.veganladen-kollektiv.net